Samstag, 2. Mai 2015

Städtepartnerschaften, eine gute Gelegenheit für Politiktourismus oder eine sinnvolle Sache?

Ich hatte immer gefordert, den Etat für die Beziehung mit den Partnerstädten Bremerhavens wenigstens auf eine mehr als nur symbolische Höhe zu bringen. Wenn ich mich richtig erinnere stehen wenige tausend Euro zur Verfügung. Das reicht bei weitem nicht z.B. nur die Besuche während der Sail vernünftig unterzubringen.
Städtepartnerschaften können und sollen - sofern gut gehandhabt - das Zusammengehörigkeitsgefühl quer über Ländergrenzen verstärken. Nichts hilft so gut gegen Vorurteile und Geringschätzung als das persönliche Kennenlernen. Auch wenn ich mich schon läger für die Partnerschaften eingesetzt habe, war ich doch erst 2 mal im offiziellen Auftrag unterwegs: vor einem Jahr in Cherbourg und dieses Jahr in Grimsby.
Die Aufnahme war unglaublich! Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft überwältigte mich. In meinem Leben werde ich die Kranzniederlegung zum Jahrestag der Befreiung in Cherbourg nicht vergessen. Die Würde, die Ernsthaftigkeit aber auch die Freundlichkeit der Veteranen uns Deutschen gegenüber: ich war tief berührt. Schon in diesem Sinne war das ein nachhaltiger Besuch. Besser aber noch wäre ein breiteres nachhaltiges Kennenlernen zwischen den Menschen. Ich glaube nicht, dass das z.B. durch Klassenreisen, einer klassischen Form der Begegnung zwischen Partnerstädten, leistbar ist. Zu sehr sind die Schülerinnen und Schüler mit sich selbst beschäftigt um wirklich nachhaltige, dauerhafte Beziehungen zur Gaststadt aufzubauen. Mit Cherbourg haben wir deshalb versucht einen Austausch von Volljährigen hinzubekommen, die für eine gewisse Zeit in der Partnerschaft regulär arbeiten. Ich denke wer ein paar Monate, ganz normal arbeitend, irgendwo verbringt wird sich immer erinnern. So etwas aufzubauen ist allerdings sehr aufwendig, in Grimsby habe daher auf Wunsch des damit vor allem beschäftigten Schuldezernenten nicht versucht etwas in der Art zu etablieren. Dort aber haben wir gelernt, dass dort ein Jugendparlament existiert, so etwas haben wir zwar nicht, aber wir haben einen Jugendklimarat. Ich wünschte mir, dass diese beiden Jugenräte in Kontakt kämen  und vielleicht gemeinsame Aktivitäten in beiden Städten begännen. Was mir bei den Menschen in Grimsby nicht begegnet ist - und ich habe viel nachgehorcht - war Europafeindlichkeit! Vielleicht hilft es ja tatsächlich, dass das direkte Kennenlernen von Partnern solches Gedankengut verhindert. Dann aber hätte die Städtepartnerschaft auf jeden Fall ihren Sinn. Ich möchte aber nicht verhehlen: etwas mehr "Bleibendes" wünsche ich mir schon. Noch diese Woche werde ich wieder mit in Cherbourg sein und hoffentlich werden wir die Programme vertiefen können. Eventuell fahre ich im Juni noch nach Stettin und - sofern ich gewählt werde - noch dieses Jahr nach Kaliningrad. Sehr anstrengend sind diese Besuche ja, nix mit Tourismus, aber auch dort hoffe ich auf die Chance etwas nachhaltiges zu erreichen. Die Bindung zwischen den agierenden Menschen stärkt es auf jeden Fall. Vielleicht sollten wir mehr Partnerschaften mit Städten in Griechenland haben, vielleicht wäre die Diskussion dann hier etwas anders!?

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